Longevity
«Longevity» – wieder einmal macht ein Begriff aus dem Englischen die Runde. Longevity, auf Deutsch Langlebigkeit, bedeutet eine möglichst lange Gesundheitsspanne, in der man das Leben auch im Alter noch geniessen kann. Die individuelle Lebensweise beeinflusst in hohem Masse die Art, wie wir älter werden.

«Alle Alterungsprozesse finden auf Zellebene statt, lange bevor sie als Merkmale sichtbar werden. Wer seine Gesundheit also bereits in jüngeren Jahren stetig pflegt, drosselt den natürlichen Alterungsprozess. Eine 70-jährige Person kann deshalb das Aussehen und die Leistungsfähigkeit einer 50-Jährigen haben.»
Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung. Im internationalen Vergleich werden Herr und Frau Schweizer im Durchschnitt 84 Jahre alt und liegen damit auf Platz 7 im weltweiten Vergleich – im europäischen Vergleich sogar auf Platz 1. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen, denn generell bedeutet eine hohe Lebenserwartung nicht gleichzeitig eine lange Gesundheitsspanne. Dort, wo mit viel Geld eine herausragende medizinische Versorgung gewährleistet ist, werden die Menschen älter, sind aber nicht zwangsläufig gesünder.
Wir unterliegen alle dem natürlichen Alterungsprozess. Wir wissen, dass unser Aussehen sich verändert, unsere Schnelligkeit und unsere Muskelkraft geringer werden. Das Gleichgewicht lässt nach und auch kognitive Leistungen werden sich ändern. Diese und weitere Merkmale zeigen sich im Aussehen und im Verhalten. Letztlich finden aber alle diese Veränderungen, die zu Leistungseinbussen oder auch zu Erkrankungen führen, auf zellulärer Ebene statt, und das lange, bevor sie äusserlich erkennbar werden.
Schauen wir an, was die Altersforschung herausgefunden hat. Das gesamte Erbgut des Menschen ist in der DNA gespeichert, die sich in den Chromosomen jeder Zelle befindet. Die DNA unterliegt Veränderungen, ausgelöst durch Umweltfaktoren wie oxidativem Stress. Reparaturmechanismen arbeiten im Alter weniger effizient. Das betrifft auch die Zellen, die für die Gewebeerneuerung zuständig sind. Beschädigte DNA kann zu einer fehlerhaften Zellfunktion führen, welche die ordnungsgemässe Funktion von Geweben und Organen beeinträchtigt.
Mit zunehmendem Alter werden die Enden der Chromosomen, – die sogenannten Telomere – kürzer und können unsere Erbsubtanz nicht mehr schützen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Zellfunktionen beeinträchtigt werden.
Es gibt eine molekulare Maschinerie, welche die Aktivität unserer Gene reguliert. Gene können durch biochemische Prozesse aus- und eingeschaltet werden. F Während des Alterns gerät dieser regulatorische Prozess ausser Kontrolle. Dies führt dazu, dass bestimmte nützliche Gene ausgeschaltet werden, wenn sie eingeschaltet sein sollten, und Gene, die Probleme verursachen können, fatalerweise eingeschaltet werden.
Im Laufe des Alterns treten vermehrt chronische Entzündungen auf, die durch gesundheitsschädliche Lebensstilfaktoren beeinflusst werden können. Diese Entzündungen begünstigen altersbedingte Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen.

«Wir alle wollen jung aussehen, uns fit fühlen, geistig klar bleiben. Am besten für immer! Aber wenn es darum geht, etwas dafür zu tun, wird es schnell still. Gesunde Ernährung? Zu viel Aufwand. Stressabbau? Vielleicht nächstes Jahr. Bewegung? Keine Zeit. Dabei zeigt die Forschung ganz klar: Wer jung bleiben will – körperlich wie geistig – muss sich kümmern. Und zwar jeden Tag ein bisschen, nicht erst übermorgen.»

Die Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. In diesen findet die Energiegewinnung der Zellen statt. Im Alter kann es zu Entzündungsreaktionen in diesen Kraftwerken kommen, was deren Funktionen beeinträchtigt und diverse gesundheitliche Probleme auslösen kann.
Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Nährstoffsensibilität. Unsere Zellen sind weniger auf Nährstoffsignale eingestellt, was die Fähigkeit einer Zelle, Energie zu nutzen und zu produzieren, beeinträchtigt. Dies kann zu verminderter Energie und zu Stoffwechselstörungen führen.
Unsere Stammzellen sind darauf programmiert, bei Bedarf Kopien unserer Zellen zu produzieren. Mit zunehmendem Alter verlieren die Stammzellen diese Funktion, sodass unser Gewebe weniger gut regeneriert und erhalten bleibt.
Die sogenannte Autophagie ist einfach ausgedrückt die Selbstreinigung der Zelle. Mit zunehmendem Alter tritt hier eine Hemmung auf und die Zellen sind nicht in der Lage, die zelluläre Selbstreinigung durchzuführen. Die Folge ist die Anreicherung defekter Zellbestandteile, was mit Krebs, Stoffwechselerkrankungen und neurologischen Störungen zusammenhängt.
Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien und Viren, die in unserem Körper leben. Sie beeinflussen, ob wir gesund oder krank sind, und haben einen dementsprechend starken Einfluss auf unser Immunsystem. Mit zunehmendem Alter kommt es immer häufiger zu einer Störung der normalen mikrobiellen Gemeinschaft. Dadurch steigt das Risiko für bleibende neurologische Erkrankungen oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zugegeben, das klingt kompliziert, aber das Gute daran ist, dass wir all diese auf zellulärer Ebene stattfindenden Prozesse durch unseren Lebensstil beeinflussen können. Hier setzt das Konzept «Longevity» an. Darunter ist eine Lebenshaltung zu verstehen, die im Wesentlichen die folgenden acht Aspekte enthält:
- körperlich aktiv sein
- sich gut ernähren
- nicht rauchen
- gut mit Stress umgehen können
- nicht übermässig Alkohol trinken
- gut und regelmässig schlafen
- positive soziale Beziehungen pflegen
- kognitiv fit bleiben
Diese acht Faktoren beeinflussen und verstärken sich gegenseitig und sollten gleichermassen Beachtung finden. Deshalb ist unter Longevity eine Lebenseinstellung zu verstehen, die erst dann ihre Früchte trägt, wenn alle Elemente dauerhaft Anwendung finden.